AKTUELLES & DIALOG

NACHTRAG zu TN November 2024

Gelber Sack oder Gelbe Tonne?

Jedes zweite Wochenende, vor allem am Sonntagabend scheint ganz Tutzing überschwemmt mit Gelben Säcken. Sie stapeln sich an allen Straßenecken, auf Parkplätzen, Gehwegen und Grünflächen. Es ist mal wieder Zeit für den Plastikmüll. Die Gelben Säcke bekommt man bei den AWISTA Wertstoffhöfen und im Rathaus. Es ist durchaus lobenswert, dass die Tutzinger den Müll trennen. Tatsächlich lohnt sich das Recyceln bei Kunststoffen besonders. Doch sehen diese Haufen an Plastiksäcken an jeder Ecke nicht furchtbar aus? So mancher mag sich schon gefragt haben, warum es dafür eigentlich keine Mülltonne gibt, wie für Rest- und Biomüll. Nicht nur, dass das dem Ortsbild zuträglich wäre, es hätte auch den Vorteil, dass Wildtiere wie Igel, Fuchs und Raben (oder auch der Nachbarshund) nicht so leicht an die verführerisch riechenden Plastik-verpackungen mit Essensresten oder fast leere Hundefutterdosen kämen. Dabei laufen vor allem Igel Gefahr, aus den Säcken nicht mehr herauszufinden.
Von Vorteil wäre auch, dass einem nicht ständig die viel zu dünne gelbe Tüte reißt. Vielerorts, auch in manchen unserer Nachbarlandkreise, gibt es die Gelbe Tonne. Warum also nicht bei uns? Tatsächlich hatte das Kommunalunternehmen Abfallwirtschaft Starnberg (Awista) vor nicht allzu langer Zeit erwogen, auf die Tonne umstellen. Da die Entsorgung des Verpackungsmülls aber über ein Privatunternehmen läuft, hätte auch der Entsorger (Remondis) zustimmen müssen. Der scheute wohl die höheren Kosten und verweigerte die Zustimmung zur Gelben Tonne. Da Awista in der Zwischenzeit allerdings auch eine Bürgerbefragung durchgeführt hat und diese ergeben hatte, dass sich nur 40 Prozent der Bürger eine Umstellung wünschen, hat das Kommunalunternehmen auch keine weiteren Schritte eingeleitet. Eine Umstellung ist momentan vom Tisch aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen: „Grundsätzlich stehen wir dem Thema aber weiterhin offen gegenüber und werden hier bei den nächsten Verhandlungen wieder alle Vor- und Nachteile, sowie den Bürgerwillen, berücksichtigen.“ Heißt es bei Awista. Wertvolle Rohstoffe aus dem Gelben Sack?
Der Gelbe Sack (wie auch die Gelbe Tonne) ist Teil des Dualen Systems der deutschen Abfallwirtschaft. Im Gelben Sack werden alle Verpackungen aus Metall, Verbund, Kunststoff und Styropor gesammelt.
Rund 2,6 Millionen Tonnen Materialien werden in Deutschland jährlich über die Gelben Säcke und Tonnen gesammelt. Davon sind etwa 70 Prozent Verpackungen und durchschnittlich 30 Prozent nicht richtig entsorgter Restmüll. Das erschwert oder verhindert das Recycling wertvoller Rohstoffe. Etwa 60 Prozent des Verpackungsmülls aus dem Gelben Sack (und der Gelben Tonne) wird in Deutschland wiederverwertet. Abfälle zu trennen ist Pflicht! Seit 2020 gibt es in der EU-Recyclingquoten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Verpackungen. Mindestens 50 Prozent der Kunststoffabfälle müssen recycelt werden. Deutschland hat sich höhere Quoten als die europäischen Mindestvorgaben gesetzt. Schon 2022 sollten mindestens 63 Prozent der Kunststoffe recycelt werden. In Bayern wurden im Jahr 2022 fast 300.000 Tonnen an sogenannten Leichtverpackungen entsorgt, das entspricht durchschnittlich 22,2 kg pro Einwohner. Damit das Sortieren und Recyceln störungsfrei funktioniert, Plastikbecher z.B. von Joghurt nicht ineinander stapeln und Deckel und Verpackung trennen, das erhöht die Chance, dass der Müll tatsächlich recycelt werden kann. Die Verpackungen müssen nicht ausgewaschen werden, „löffelrein“, also ausgekratzt genügt und spart Wasser.
Trotz ausgeklügelter Recyclingtechnik und bester Absichten bei der Mülltrennung ist es immer noch die beste Strategie, Plastikmüll vermeiden so gut es geht! UL

Quellen:
Bayerisches Landesamt für Umwelt: Abfall Bilanz, BR 24, Awista,
Muelltrennung-wirkt.de, Wikipedia

Müllvermeidung im Supermarkt…

Im Jahr 2021 fielen laut statistischem Bundesamt in Deutschland rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an. Das sind gut 30.000 Tonnen pro Tag oder 1.250 Tonnen jede Stunde. Oder rund 350 kg Lebensmittel, die jede Sekunde (!) im Müll verschwinden. 7% dieser Abfälle entstehen im Handel, in der Gastronomie sind es etwa 17%. Wie sieht es in Tutzing aus in Sachen Müllvermeidung? Sowohl was Lebensmittel als auch Verpackungen angeht? Die Tutzinger Nachrichten haben recherchiert und sich umgehört. Was die Supermärkte angeht, muss man sich zunächst ins Gedächtnis rufen, dass der Einzelhandel den Gelben Sack finanziert, somit die öffentlich-rechtliche Abfallentsorgung ergänzt und Teil des „dualen Systems“ ist. Wer möchte, kann hinter den Kassen von Edeka, Aldi & Co Umverpackungen aus Papier, Pappe und Plastik gleich vor Ort zurücklassen. Edeka z.B. hat eine eigene Zentrale, wo das gesammelte Papier hingebracht, gepresst und sofort wiederverwendet wird. Zusätzlich nehmen die Supermärkte Batterien zurück und – was noch kaum im Bewusstsein des Bürgers angekommen ist – auch Kleingeräte bis 25cm Kantenlänge wie z.B. Toaster, Föhne oder Wasserkocher, wenn in dem jeweiligen Markt selbst Kleingeräte verkauft werden; die Rücknahme erfolgt unabhängig davon, ob die abzugebenden Geräte dort gekauft wurden oder nicht. (Alle Infos zu diesem Thema unter www.verbraucherzentrale.de)
Wer sich Plastiktüten von der Wurst- und Käsetheke sparen möchte, kann eigene Behältnisse mitbringen, muss aber aus hygienischen Gründen mindestens das beschichtete Papier um das abgewogene Lebensmittel akzeptieren und das mitgebrachte Gefäß darf nicht hinter die Theke genommen werden. Wer bereits Verpackungsmüll im Vorfeld vermeiden möchte, kann z. B. bei Edeka zu den Produkten der Vermarktungsgesellschaft UNSER LAND greifen: Unter diesem Label werden regionale Lebensmittel wie Eier, Brot, Getränke, Honig und vieles andere verkauft. Vorteil Nr. 1: Die Produkte legen nur kurze Lieferwege zurück, bevor sie in den Regalen der Supermärkte landen. Vorteil Nr. 2: Etwa zweimal die Woche wird geliefert, die Mengen sind kleiner, wodurch aufwändige zusätzliche Umverpackungen aus Plastik eingespart werden können, mit denen die Lieferung auf normalerweise großen Paletten gegen Sturz und Bruch abgesichert werden. Ähnlich verhält es sich bei Obst und Gemüse. Edeka hält Frischwaren wie Salat, Blumenkohl, Gurken, Karotten, Sellerie auch aus Münchner Betrieben im Sortiment, die nicht quer durch die EU transportiert oder aus Übersee eingeflogen werden müssen. Und die Rispentomate aus der Landeshauptstadt geht offensichtlich genauso regelmäßig über das Kassenlaufband wie das viel billiger angebotene Erzeugnis aus „Kennzeichnung siehe Etikett“. Der Trend ist ungebrochen: Der Verbraucher will weniger Plastikverpackung und kürzere Wege. Regionaler Anbau ist immer mehr im Kommen und macht auch vor dem „normalen Supermarkt“ nicht Halt.

…und in der Gastronomie

Rund 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland bei der „Außer-Haus-Verpflegung“ im Müll. Auch was die Verpackungen angeht, besteht in der Gastronomie Handlungsbedarf. Zumal bereits seit 2023 ein neues Verpackungsgesetz vorsieht, dass auch Bistros, Cafés und Restaurants dazu verpflichtet sind – je nach Größe des Betriebs – Getränke und Essen zum Mitnehmen auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Kleinere Betriebe müssen ihrer Kundschaft mindestens ermöglichen, eigene Becher und Boxen für den Coffee-to-go oder fürs Take-away zu benutzen. Hier haben alle fünf stichprobenartig ausgewählten kleineren Betriebe in Tutzings Ortsmitte bekräftigt, dass dies bei ihnen längst gang und gäbe sei. Nicola Alferi – seit Mai letzten Jahres mit ihrer Entdeckerküche beheimatet neben marie’s happy food & drinks – geht diesbezüglich sogar einen Schritt weiter: „Bei uns gibt es gar keinen Einwegbecher. Wenn unsere Gäste vor Ort essen, servieren wir ‚ganz normal‘ in Porzellan oder man nimmt unsere Bowls und Smoothies im REBOWL oder RECUP-System mit.“ Das Gute daran: Neben Alferis Entdeckerküche nutzen dieses hochwertige Mehrweg-Pfandsystem in Tutzing auch marie’s happy food, Eschi’s Restaurant und vinzenzmurr in der Hauptstraße.
Nicola Alferi und Michael Esch beobachten, dass der nachhaltige Umgang mit Verpackung gerade bei der jüngeren Generation gut ankommt und die Resonanz dementsprechend positiv ausfällt. Interessanterweise ist die Beobachtung hinter der Theke der Eisdiele Corallo eher entgegengesetzt: „Wir fragen immer: ‚Zum Mitnehmen oder hier Essen?‘ Und dann wollen sehr viele Kunden ihr Eis im Einwegbecher, obwohl sie sich bei uns hinsetzen. Der Müll bleibt hier. Oder sie gehen nach zehn Minuten mit ihrem Eis zum See. Dabei kann man sich gerne für unser Eis oder unseren Cappuccino Zeit nehmen. Genießen ist wichtig.“ Manchmal würden auch wiederverwendbare Hartplastikbecher nach Verzehr des Eiscafés einfach im Mülleimer vor der Ladentür landen. „Das Bewusstsein für dieses Thema ist ausbaufähig.“ Natürlich bietet Corallo an, den Coffee-to-go auch im eigens mitgebrachten Thermobecher einzufüllen, genauso wie das Café Erin. Die Mitgabe von vor Ort nicht verzehrtem Essen ist dort genauso selbstverständlich, wie bei allen anderen bereits erwähnten Gastronomen.
Das Thema Müllvermeidung bei den Lebensmitteln selbst hat viel zu tun mit der eigenen Einkaufspolitik. Michael Esch plant seine Einkäufe „taggenau“, um Mengenüberschüsse zu vermeiden, genauso Marie von Dall Armi, die größere Mengen ausschließlich von Produkten abnimmt, die eine gewisse Haltbarkeit garantieren. Zulieferer kommen bei allen Befragten überwiegend aus dem Umland, so dass lange Transportwege entfallen. Ob bereits die Zulieferfirmen plastikfreie oder recyclebare Verpackungskonzepte nutzen, beantwortet Michael Esch quasi stellvertretend für alle mit einem Seufzer. Nicola Alferi scheint auch hier konsequent ihren Weg zu gehen: „Ich habe keinen Zulieferer, ich kaufe alles, was ich brauche, selber ein – unverpackt in Holzkisten. Und verkaufe an meine Kunden verschiedene Lebensmittel wie Reis, Müsli, Quinoa oder Sprossenpasta ausschließlich abgewogen in Papiertüten.“ [AN]

Daxenverkauf der Tutzinger Gilde
Frisch geschnittene, vor allem aber ungespritzte Tannen-und Fichtenzweige für Beetabdeckungen, Gestecke und Adventskränze: Auch dieses Jahr führt die Tutzinger Gilde wieder ihren mittlerweile traditionellen Daxenverkauf durch. Der Verkauf findet am Samstag, 16. November 2024 von 9 bis 13 Uhr in Tutzing direkt an der vereinseigenen Christbaum-Plantage an der Traubinger Straße (Die Plantage befindet sich etwa 100 Meter hinter der Rot-Kreuz-Alm und dem Waldorf-Kindergarten Traubinger Straße 67, Zugang über den Loipen-Parkplatz.) statt. Der Erlös ist für die Tutzinger Gilde eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Text und Foto: Gregor Staltmaier
VHS StarnbergAmmersee
Im November 2024 bietet die Volkshochschule wieder zahlreiche interessante Kurse, Vorträge und Führungen an. Das Programm finden Sie hier.

Das meinen unsere Leser:
Ich freue mich auch immer, wenn ich ein Exemplar der Tutzinger Nachrichten ergattern kann. Auf jeden Fall lese ich sie regelmäßig online.
Lydia Andraschko, Pöcking
Ich freue mich auf jeden Fall auf die neuen Ausgaben 2018. Vor allem als ursprünglich „Nicht-Tutzingerin“ (da Münchnerin) haben mir alle Artikel stets weiter geholfen mich nun als Tutzingerin (Traubingerin) zu fühlen und das sehr gerne.
Johanna Schmidt über Facebook
Die Tutzinger Nachrichten sind eine echte Bereicherung für den Ort.
Ulrike Eisenmann
Ich wohne seit diesem Jahr in Ihrer Nähe und lese die Tutzinger Nachrichten gern, um mich schneller in diese liebenswerte Gemeinde integrieren zu können.
Klaus Ehrlenspiel

Warum ich die Tutzinger Nachrichten lese:

Jürgen Wunsch

Mit meiner Familie lebe ich seit dem Jahre 1976 in Tutzing. Leidenschaftlich gerne lesen wir seit der Erstausgabe bis heute das 1982 gegründete Monatsmagazin der Tutzinger Nachrichten. Nach Veräußerung unseres Geschäftes „Der Laden“ in der Ortsmitte Tutzings im Jahre 2014 halten wir uns oft auch in unserer Wohnung in Südtirol auf. Die vielen Erinnerungen an die schönen Zeiten in der Seegemeinde Tutzing bleiben und sind uns über die Jahre hinweg ans Herz gewachsen. Gerade deshalb sind für uns die aktuellen Ereignisse in und um Tutzing von großem Interesse. Die Tageszeitung kommt täglich per e-paper in die Wahlheimat und in den Tutzinger Nachrichten wird gleich nach dem Erscheinen „online“ geschmökert.
Welche Beiträge sind nun bemerkenswert? Durch eine Vielzahl an Mitgliedschaften in mehreren Vereinen stehen natürlich Aktivitäten, Veränderungen in Führungsriegen sowie rechtzeitige Informationen über geplante Veranstaltungen im Fokus.
Ein besonderes Augenmerk gilt nach wie vor Werbeanzeigen, welche sich gegenüber früher deutlich in einer zeitgemäßen Aufmachung und informativen Werbetexten verändert haben. Unser Schreibwarenladen hat mit diesen Geschäftsanzeigen in den TN jahrelang erfolgreich einen großen Kundenkreis erreicht und davon auch profitiert. Die heutige Möglichkeit via Internet über die Startseite in die Geschäftswelt Tutzings einzutauchen ist ebenfalls von Vorteil und sehr anwenderfreundlich.
Mit ihren Beiträgen und der gesamten Blattstruktur sind die Tutzinger Nachrichten optimal. Die einzelnen Artikel sind sachlich, informativ und in der Aufmachung großartig. Als aufmerksamer Leser kann ich den Machern nur meinen Dank und großen Respekt für diese auch zeitlich aufwendigen Arbeiten aussprechen.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich immer wieder Menschen für diese ehrenamtlichen Aufgaben in der Redaktion und der Zustellung dieses Regionalmagazins finden.
Besonders zu erwähnen sind natürlich die Gewerbetreibenden mit ihren Werbeanzeigen, ohne die ein für die Leser kostenloser Druck dieser Monatsschriften nicht möglich wäre.

Nachgefragt von Walter Kohn (WK)

Ich finde es großartig, wie die Tutzinger Nachrichten es über so viele Jahre hinweg jeden Monat schaffen, ein neues, immer interessantes und lesenswertes Heft zu schaffen, das sowohl die Vergangenheit wie auch Gegenwart und Zukunft von Tutzing in den Blick rückt und verbindet! Ich freue mich jeden Monatsanfang darauf und kenne sehr viele Menschen, denen es ähnlich geht – vielen Dank dafür!

Susanne Stolzenberg-Hecht